Oskar Picht - Blindenschreibmaschine | Zurück
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Die Blindenschreibmaschine
Oskar Picht arbeitete in der Blindenanstalt Steglitz bei Berlin als Blindenlehrer.
Zu seinem Aufgabenbereich gehörten
u. a. die Punktschriftbibliothek und die Druckerei. Von Anfang an machte
sich der technisch interessierte Picht
Gedanken darüber, ein Gerät zu entwickeln, das seinen blinden
Schülern das Schreiben erleichtert. Denn bevor es Maschinen gab, wurde
die Braille-Schrift nur mit einer Tafel geschrieben.
Auch Bücher entstanden auf diese Weise, was für die Blindenlehrer,
die Lehrmaterial übertragen mußten ziemlich mühsam war.
Picht war allerdings nicht der erste, der sich an der Konstuktion einer
Blindenschreibmaschine versuchte. Ende des 19.Jahrhunderts gab es aber
nur ein halbwegs brauchbares Gerät - den Braille- Writer, der seit
1892 in Philadelphia (USA) hergestellt wurde. Neben technischen Unvollkommenheiten
war diese Maschine mit 100 Reichsmark den meisten Blinden zu teuer.
Picht kombinierte auf geniale Weise technische Elemente von Schreibmaschinen
für Sehende und für Blinde miteinander. Sein Modell von 1899
erwies sich im Aufbau als ausgesprochen "glücklich", die Maschine
war zuverlässig und praktisch unverwüstlich. Hierfür meldete
er am 6.Mai 1901 das erste Gebrauchsmuster an. Der kritische Tüftler nahm ständig
Verbesserungen an seinem Grundmodell vor und legte es für weitere
Anwender aus. Bald befanden sich in seinem Angebot auch Maschinen für
Einhänder sowie Doppelmaschinen für Punkt- und Schwarzschrift.
Die ständigen Verbesserungen und Weiterentwicklungen führten bis zum Jahr 1932 zu neun weiteren Gebrauchsmustern. (Sie werden in anderen (Internet)Quellen von Patenten lesen. Dies ist jedoch nicht korrekt. Oskar Picht hatte keine Patene inne.)
Bis heute hält die Nachfrage nach der Maschine unverändert
an, und damit ist sie wohl unbestritten die populärste europäische
Maschine überhaupt. Bis 1906 waren bereits 1000 Maschinen verkauft,
bis 1932 2ooo, obwohl ihr Preis schwer erschwinglich war. Für die
Zeit danach liegen keine Zahlen vor, aber von 1980 bis 1990 hat der Betrieb
Robotron in Dresden mehr als 20.000 Maschinen unter der neuen Bezeichnung
"Erika-Picht" exportiert, wobei der inländische Bedarf abgedeckt war.
Robotron wollte der Maschine ursprünglich nur die Produktionsbezeichnung
"Erika" geben.
Dr. Helmut Pielasch, damals Präsident des Blinden- und Sehschwachen-Verbandes
der DDR, setzte seine Forderung durch, den Namen des Erfinders "Picht"
mit aufzunehmen. Nachdem das Schreibmaschinenwerk Dresden 1991 die Fertigung
wegen Strukturveränderungen einstellen mußte, führt die
multi-tech GmbH die Picht´schen Traditionen fort.
Und bekanntlich gibt es auch noch die kleine Schwester, entwickelt
in der Mechanischen Werkstatt in Leipzig (1981). Auch sie trägt den
Urahn im Namen -"Mini-Picht".
Bereits 1909/1910 traten neben der Bogenmaschine auch die Streifenschreiber
für die 6-Punkt-Stenographie in Erscheinung. 1932 konstruierte Picht
schließlich seine 8-Punkt Stenomaschine.
Seither fanden und finden die Picht'schen Maschinen vielseitigste Verwendung,
so beim Übertragen von Büchern und dem Einsatz von Telefonisten
und Büroarbeitern. Sie haben den Schriftverkehr der Blinden untereinander
erleichtert und waren eine hervorragende Hilfe bei den Bemühungen
um Selbständigkeit und berufliche Existenz.
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